Dieser Tatort hat Deutschland gespalten: Was an Murot und der Elefant im Raum so anders war

Tatort Murot und der Elefant im Raum: Warum die Episode Deutschland spaltet

An diesem Sonntagabend hat Deutschland wieder einmal erlebt, was passiert, wenn der Tatort seine Komfortzone verlässt. Die neueste Episode mit LKA-Kommissar Felix Murot trägt den Titel Murot und der Elefant im Raum und wurde um 20:15 Uhr im Ersten ausgestrahlt. Die Wiesbadener Krimi-Reihe löste unmittelbar eine Welle von Reaktionen aus, die von begeisterter Verteidigung bis zu vernichtender Kritik reicht. Mit über 10.000 Suchanfragen allein in den letzten vier Stunden und einem explosiven Wachstum von 1000 Prozent wird deutlich: Diese Folge lässt niemanden kalt.

Wer einen klassischen Sonntagabend-Krimi mit Leiche, Verdächtigen und Auflösung erwartet hatte, wurde entweder spektakulär enttäuscht oder angenehm überrascht. Die Episode verzichtet auf das traditionelle Mord-Element und erzählt stattdessen die Geschichte einer Entführung, die sich wie ein psychedelischer Trip ins Unterbewusstsein anfühlt. Im Zentrum steht eine komatöse Mutter, deren vermisster Sohn nur durch experimentelle Neurofeedback-Technologie gefunden werden kann. Eine Prämisse, die eher nach Science-Fiction als nach bodenständiger deutscher Krimikultur klingt.

Dietrich Brüggemann inszeniert experimentellen Krimi ohne klassische Tatort-Struktur

Regisseur und Drehbuchautor Dietrich Brüggemann, der bereits mit früheren Murot-Episoden für Kontroversen sorgte, treibt hier seine Vision eines surrealen, experimentellen Krimis auf die Spitze. Die Folge navigiert zwischen Realität und Traumzustand, zwischen Ermittlungsarbeit und philosophischen Grübeleien über das Unterbewusstsein. Für langjährige Fans der Serie mag dies vertrautes Terrain sein, für Gelegenheitsgucker dürfte es ein verstörender Abend gewesen sein.

Brüggemann ist selbst eine kontroverse Figur. Seine Beteiligung an der #allesdichtmachen-Kampagne während der Corona-Pandemie machte ihn zur Zielscheibe heftiger Debatten. Dass er nun eine Tatort-Episode abliefert, die bewusst mit Neurofeedback-Technik, Bewusstseinsreisen und surrealen Bildern arbeitet, während sie auf einen klassischen Mordfall verzichtet, passt ins Bild eines Filmemachers, der Provokation als künstlerisches Mittel begreift. Zusätzliche Würze erhielt die Episode durch den Auftritt von Flake Lorenz, bekannt als Keyboarder der Band Rammstein.

Ulrich Tukur als Felix Murot: Schauspielerische Klasse trifft auf massive Zuschauerkritik

Seit Jahren verkörpert Ulrich Tukur die Figur des Felix Murot mit einer Mischung aus melancholischer Intelligenz und leiser Exzentrik. Die aktuelle Episode ist bereits die 14. Folge dieser Reihe, und Tukur spielt seinen Kommissar mit der gewohnten Präzision eines Charakterdarstellers, der genau weiß, wie man subtile Nuancen setzt. An seiner Seite steht Barbara Philipp als Magda Wächter, die das bodenständige Gegengewicht zu Murots oft abgehobenen Gedankengängen bildet.

Doch selbst Tukurs schauspielerische Finesse konnte nicht verhindern, dass die Episode zum Ziel massiver Kritik wurde. Auf Social-Media-Plattformen explodierten unmittelbar nach der Ausstrahlung die Kommentare. Die Kritikpunkte reichten von der schwer verständlichen Tonabmischung über das als quälend langsam empfundene Tempo bis hin zur grundsätzlichen Ablehnung des Settings, das vielen als zu abgehoben und weltfremd erschien. Viele Zuschauer fragten sich, ob hier bewusst Grenzen des Formats getestet werden sollten.

Murot-Reihe als provokante Ausnahme im deutschen Tatort-Universum

Die Murot-Reihe hat sich über die Jahre einen Ruf als experimentelle Ausnahmeerscheinung im sonst oft konventionellen Tatort-Universum erarbeitet. Frühere Episoden wie „Murot und das Murmeltier“, das mit Zeitschleifen spielte, oder „Murot und das Paradies“, ein wilder Experimentalkrimi, zeigten bereits die Richtung an: Diese Krimis wollen nicht gefallen, sie wollen herausfordern. Genau diese Bereitschaft, Risiken einzugehen und Sehgewohnheiten zu durchbrechen, macht die Wiesbadener Variante so besonders.

Was Murot und der Elefant im Raum zum perfekten Social-Media-Ereignis macht, ist genau diese Spaltung. Während eine Gruppe von Zuschauern die Episode als langweilig und prätentiös bezeichnete, verteidigten treue Fans den speziellen Murot-Stil als erfrischend anders. Diese Polarisierung ist kein Zufall, sondern Kalkül. Die Wiesbadener Tatort-Variante hat sich bewusst positioniert und richtet sich an ein Publikum, das bereit ist, sich auf Experimente einzulassen. Gleichzeitig nimmt sie billigend in Kauf, dass sie große Teile der traditionellen Tatort-Zuschauer verprellt.

Google-Suchtrend explodiert nach umstrittener Ausstrahlung im Ersten

Der massive Anstieg der Google-Suchanfragen in den letzten Stunden ist die direkte Folge dieser kontroversen Ausstrahlung. Zuschauer, die sich während oder nach der Sendung fragten, ob sie die einzigen waren, die verwirrt oder frustriert waren, griffen zu ihren Smartphones. Sie suchten nach Erklärungen, nach Kritiken, nach der Meinung anderer – nach Bestätigung ihrer eigenen Reaktion, egal ob positiv oder negativ. Parallel dazu stieg auch das Interesse an Ulrich Tukur, dem Gesicht dieser außergewöhnlichen Krimi-Reihe.

Am Ende zeigt der Fall beispielhaft, wie öffentlich-rechtliches Fernsehen im Jahr 2025 funktionieren kann: mutig, risikobereit, manchmal scheiterverdächtig, aber niemals langweilig. Ob man die Episode geliebt oder gehasst hat, gleichgültig hat sie niemanden gelassen. Und genau das macht sie zum perfekten Gesprächsthema für einen Sonntagabend in Deutschland.

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Langweilig und prätentiös
Verstörend aber faszinierend
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